Schwangau im Sommer

Sommer

Man wünscht sich ja als Sommerurlauber immer schönes Wetter für seine kostbaren Urlaubstage im Jahr. Der bekannte Niederländische Showmaster Rudi Carell hatte im Jahr 1975 mit seinem Songtitel „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ genau diesen Wunsch zu einem musikalischen Hit kreiert und damit viele Sonnenhungrige angesprochen.

Nach 50 Jahren würde er ganz sicher einen anderen Reim für den Song anwenden wie zum Beispiel: „ Wann wird’s mal wieder richtig regnen“, ein Regen wie er früher einmal war? Wie die Zeiten sich doch ändern. Kaum einer heute, der nicht nach Abkühlung lechzt.

Sommerfrische – Erholungsaufenthalt (Begriff aus dem 19.ten und 20.ten Jahrhundert)

Derzeit kommen unsere Hausgäste vom Wild-Schütz alle aus irgend einem „Hot Town“ angereist, denn jetzt Ende Juni 2025, ist es nicht nur summer in the city sondern auch auf dem flachen Land und aller Orten ist es mit über 30 Grad fast unerträglich heiß geworden.

Auch Schwangau hatte heute seine 30 Grad und doch stöhnt man hier weniger. Die, die es können, zieht es zum Abkühlen in einen der vielen schönen Badeseen wie Alpsee, Schwansee, Hopfensee, Forggensee oder Bannwaldsee um nur einige zu nennen. Alternativ geht man auf Bergeshöhen, wo es ja bekanntlich ja 1 Grad pro 100 Meter Höhe kühler ist. Mit einem schattigen Plätzchen in der Höhe, Blick auf unsere wunderbare Seenlandschaft und eventuell einer kühlen Radler-Halbe kann man es dort sicher einige Zeit verträglich aushalten.

Aber es gibt bei uns tatsächlich noch mehr Möglichkeiten, dem Hitzestress zumindest teilweise zu entkommen….

Draußen kühler als drinnen

Der als Deutscher Komiker gehandelte Wigald Boning hatte in seiner Lebensphase, die er im 18 km entfernten Steingaden verbracht hat, ein Büchlein mit dem Titel „Bekenntnisse eines Nachtsportlers“ veröffentlicht. Darin beschreibt er amüsant die wohltuende Ruhe und vor allem Kühle nächtlicher Aktivitäten. Man kann sich das Büchlein bei uns gerne einmal ausleihen – es steht in unserer Hausbibliothek. Nicht das ich deswegen auf den Geschmack gekommen wäre – aber ich war neulich bereits um 5 Uhr morgens wach und fühlte mich schon zu neuen Taten bereit. Da sich auch die Frau an meiner Seite im Bette bewegte und einen erwachten Eindruck machte, hielt ich es für gegeben, sie freudig anzusprechen und zu fragen, ob sie nicht Lust auf ein gemeinsames Fahrradtourchen hätte. Doch sie war weder wach noch richtig freudig, als ich ihr in ihrer kurzen Zuhörphase die Uhrzeit nannte :). Ich glaube nicht, dass sie noch meine Mitteilung mitgekriegt hat, dass ich die Runde um den Forggensee machen wollte. Also los – schnelles Frischmachen, Wasserflasche und Geldbeutel für alle Fälle schnappen und ab auf´s Rad bei richtig coolen 15 Grad(!) Außentemperatur.

Der Morgendämmerung und Waltenhofen entgegen.

Kurz die Startzeit angeschaut: 05.15 Uhr. Anfangs nur unterbrochen vom ständigen Griff zum Foto gelange ich zügig ohne eine Menschenseele zu sehen durch unser verschlafenes Horn. Auch in Waltenhofen ist alles noch so ruhig wie einst zu Coronazeiten. Erst im Ortsteil Brunnen kommt mir an der Ecke zum Bauernhof Domela wohl eine Stallhelferin entgegen geradelt. Dort brennt auch schon das Licht im Stall.

Fast allein

Kurz danach links abbiegen, auf der Karbrücke einen kurzen Blick nach Forellen in der Mühlberger Ache werfen und flott die erste Steigung Richtung Norden nehmen.

Natürlich ein Fotostop am dampfenden Hegradsrieder See

Hinter dem See gab es für mich übrigens eine kurze Schrecksekunde! Völlig relaxed und zufrieden mit dem Radl ohne Eile durch die Landschaft gleitend, erblicke ich erfreut ein Reh am Waldsaum. Und dann, wie aus dem Nichts, rauscht jäh ein Rennradfahrer in typische angestrengter Körperhaltung an mir und meiner Gedankenlosigkeit vorbei, erschreckt mich kurz und verschwindet nach wenigen Sekunden schon aus meinem Blickfeld. Wauhhh!!! Doch noch ein Mensch außer mir unterwegs. Also schon aufpassen Schütz, gell?

Anschließend auch ein must-do-stop an „unserer“ Bank mit bestem Blick kurz hinter dem Örtchen Greith! Apropos Blickfeld – einfach grandios dieser Rundblick von jener Bank hinter Greith auf die schon rosa angehauchten Bergspitzen. Und diese Ruhe und wunderbare Frische geniessen auch die nahen Jungkühe unter Obstbäumen nebenan. Weiter zur nächsten Station am Iliasbergsee.

Ganze 2 Badende im ansonsten vor Menschen wimmelnden Ausläufer des Forggensees haben ihn für sich alleine. Das Panoramabild spricht Bände…

Bergauf – bergab

Der weitere Verlauf der Tour über die Staumauer Richtung Roßhaupten erfordert für nichtmotorisierte Radler schon einige Muskelkraft aber so ist die Strecke eben typisch für unser Allgäu. Vor Roßhaupten links halten und schon bald ist wieder ein Fotostop an der Tiefentalbrücke erlaubt. Vor einiger Zeit hatte ich schon einmal von unserer kleinen Wanderung im Tiefental berichtet. Eine kleine Wanderung im Tal und zum See ist immer ein Erlebnis.

Es ist nun 06.30 Uhr und am Cafe Maria mit seinem idyllisch gelegenen Garten strahlt mir schon die Sonne richtig entgegen und verkündet einen bald heißen Sommertag.

Der schmale Pfad nach dem Cafe ist zum Glück noch nicht befahren aber trotzdem muss ich hinter einer Kurve kurz bremsen, da mir ein Feldhase nur ungern Platz macht. Der Gedanke an ein schönes Croissant und einen schwarzen Tee zum Frühstück läßt mich nun etwas schneller in die Pedale treten. Ich passiere Dietringen und Rieden und bin auch bald schon am Festspielhaus vorbei. Einen kleinen Schlenker zur Bäckerei beim Rewe und auf mir bekannten kleinen Schleichwegen komme ich bequem durch Füssen ohne viel Verkehr retour.

Nach etwas mehr als 2 Stunden kann ich mein Fahrrad wieder in unsere Garage stellen und freue mich auf das gemeinsame Frühstück mit meiner Frau, die nun auch schon auf den Beinen ist. Carpe Diem – der Start in diesen Tag war schon genial schön und ich überlege tatsächlich, ob man die Rundfahrt am frühen Morgen nicht öfters machen sollte. Für heute reicht es mir aber und ich besteige das Rad wohl nur noch zur kurzen Fahrt zum Segelclub in Waltenhofen. Später soll es dann aufs Boot zum Segeln gehen, wenn es wieder etwas kühler wird. Ich sag ja, so kann man´s aushalten 😉 hier in Schwangau!